Rhodos Journal


Weihnachten 2002 - Die Feiertage Teil 3


Wen hatten wir noch nicht getroffen? Unsere Autoverleiher Chrisoula und Nikos. Beim ersten Telefonat an einem Vormittag vor ein paar Tagen waren sie noch nicht ganz ansprechbar. Die Nacht vorher war bei ihnen Bousoukia angesagt. Und Margret und Frank hatten wir noch nicht besucht.

Es war ja der letzte Tag vor Sylvester und langsam trudelten mündlich und per Telefon die Einladungen dafür ein. Das würde schwierig werden, sich für eine oder zwei Einladungen zu entscheiden ohne jemand zu beleidigen.

Bleiben wir vorerst beim Montag. Stadtgang war wieder angesagt. Zuerst die Wäsche aus der Reinigung abholen, dann zu "Manuel’s Music Center" CDs und DVDs kaufen und Mitbringsel für die Sylvestereinladung besorgen.

In der Reinigung war mal wieder eine "griechische Angelegenheit" angesagt. Sie geneigter Leser werden sich denken, warum erwähnt er das? Mich fasziniert so etwas eben. Wie gesagt in der Reinigung bekommt man nie einen Zettel für die Abholung. Der ältere Herr, der sonst immer da war, weiß aber immer genau, wem was gehört. Als ich ankam war der Herr aber nicht da, sondern ein junger Mann, den ich nicht kannte. Ich dachte mir, das kann ja heiter werden ihm zu erklären, was ich alles hatte, zumal ich das selbst nicht mehr so genau wusste. Es war ein Riesenberg von Hemden, Bettwäsche, Handtüchern usw. Ich hatte allerdings noch gar nicht richtig guten Morgen gesagt, als der junge Mann bereits 3 Pakete auf den Tresen legte und sagte, was es koste. Ich war so verdattert, dass ich nur mehr "efcharisto poli" sagen konnte, bezahlte und meine Wäsche wegschleppte. Irgendwie kommt man sich da vor, wie der berühmte "bunte Hund".

Nach der Reinigung ging es weiter zu "Manuel’s Music Center". Ich wollte neue CDs und Musik-DVDs besorgen. Ich wurde sofort fündig mit DVDs von Anna Vissi und Antonis Remos und der neuen CD von Sfakianakis.

Von dort ging es weiter auf einen kurzen Besuch im Geschäft von Lilli und Takis. Wir ratschten ein wenig und machten die Zeit aus, wann wir am Sylvesterabend kommen durften. Wir hatten uns mittlerweile entschlossen mit den beiden und der Familie zu feiern.
Auch was neues für mich: In der kurzen Zeit, in der wir im Geschäft waren, kamen 3 Kindergruppen in den Laden, die die "Kalanta" sangen und dafür mit etwas Geld belohnt werden wollten.
Auf dem Rückweg noch ein Stop bei „Vasilopoulos“ zum Einkauf von hochprozentigen Mitbringseln für die Sylvesterfeier.

Am späten Nachmittag war dann ein Besuch bei Frank und seiner Frau, darauf bei Chrisoula und Nikos und abends bei Tsambikos angesagt.

Um 17 Uhr sind wir zu Margret und Frank gefahren, die ebenfalls außerhalb von Faliraki wohnen. Wir wurden herzlich begrüßt; auch vom "kleinen" Schoßhund (Schäferhund). Frank war gerade beim Holz machen für den neuen Ofen. Dieser gab im Haus eine gemütliche Wärme ab, die wir aufgrund des feuchten Wetters genossen. Bei Ouzo und Bier haben wir uns gut unterhalten. Leider war die Zeit knapp, da wir schon bald die nächste Verabredung hatten. Wir werden unsere Unterhaltung mal ausgedehnter im Frühjahr fortsetzen.

Weiter ging es zu Chrisoula und Nikos außerhalb von Kalithies. Endlich konnte ich mich für den Leihwagen bedanken. Auch hier war der Besuch nur kurz, da am Abend eine Verabredung mit Tsambikos angesagt war und wir vorher noch kurz nach Hause wollten.

Dieser Tag, war der einzige Tag, wo wir etwas hungrig waren. Vor lauter hin und her sind wir bis auf eine kleine Brotzeit am Nachmittag zu Hause nicht zum Essen gekommen. Wir wussten auch nicht, sind wir abends bei Tsambikos zum Essen oder gehen wir aus.

Wir gingen aus!

Tsambikos wollte schon lange mal abends mit uns nach Pastida zu seinen Freunden, die ihn tagsüber in seiner Taverne besuchen. Im Vorbeifahren haben wir in Pastida in ein paar Lokale geschaut. Am meisten war in einem Kafenion in der Mitte des Dorfes los. Dort gingen wir hinein. Drinnen war ein Höllenlärm. Das Lokal war gesteckt voll. An drei Tischen spielten Männer Karten und hatten in Zweierreihen Zuschauer dabei, die lautstark alles besser wussten als die Spieler. Die Bar war ebenfalls voll. Tsambikos kannte natürlich viele Leute und auch wir kannten einige von seiner Taverne. Für uns wurden an der Bar drei Plätze freigemacht und die Freunde scharten sich um uns. Bier, Souma kam auf den Tresen. Lachen, Späße, Unterhaltung, Vorstellen von Freunden der Freunde.

Irgendwann muss Tsambikos gemerkt haben, dass wir noch nichts gegessen hatten. Wie man sich vorstellen kann, kein Problem in Griechenland. In dem Lokal gab es zwar nichts zu essen, aber es waren ja noch andere Lokalitäten am Platz. Ich ging mit Tsambikos zwei Lokale weiter. Dort hatten sie innen auf einem Holzkohlengrill einen langen Fleischspieß, der sehr gut aussah. Wir ließen uns so knapp ein Kilo in der Art wie Gyros herunterschneiden und in eine Aluschale geben. Tomaten, Tsatsiki, Pommes Frites und Brot dazu. Das nahmen wir dann in "unsere" Bar mit und platzierten es auf dem Tresen. Dass wir das nicht alleine aßen ist klar. Alle herumstehenden langten ebenfalls zu. Die Unterlage für weitere Getränke war geschaffen.

Allzu lange waren wir nicht in Pastida, da sich das Lokal so zwischen 22 und 23 Uhr langsam leerte. Die Männer mussten wohl auch mal wieder zu ihren Familien nach Hause. Auch wir sind aufgebrochen, haben Tsambikos zurück nach Kalithies gefahren und sind ebenfalls nach Hause.

Es war wieder einmal ein gelungener Abend an dem man die griechische Gastfreundschaft, auch von Menschen die wir nicht kannten, gespürt hat. Zuerst wird man zwar in so einer Umgebung, noch dazu zu dieser Jahreszeit, von den Anwesenden etwas misstrauisch begutachtet, doch spätestens nach ein paar wenigen Worten Griechisch, ein paar Späßen und sicher auch ein paar guter Worte über uns von unseren Freunden, ist man mittendrin. Was ebenfalls dazugehört und ohne das man keine Chance hat, ist, dass man trink- und essfest ist, eine Runde an der Bar gerne annimmt und ebenfalls etwas ausgibt. Damit hatten wir auch nie ein Problem. Genussfeindlichkeit ist bei uns, genau wie bei den Griechen, nicht gefragt.
Sylvester und die letzten beiden Tage


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