Rhodos Journal


Die Taufe - untertauchen und emportauchen

Wohl die meisten von uns haben schon einmal eine orthodoxe Taufe erlebt und schon auf den ersten Blick einen entscheidenden Unterschied wahrgenommen: Die Orthoxe Kirche tauft grundsätzlich durch Untertauchen. Diesen Ritus hat sie aus der frühen Christenheit bis in unsere Zeit bewahrt.

Der Taufe geht eine Absage an das Böse und ein Bekenntnis des Glaubens voraus. Die Salbung mit Katechumenen-Öl soll den Täufling stärken, damit er in der Tiefe des Taufwassers den Kampf mit den Mächten der Finsternis gewinnen kann. Über das Untertauchen schreibt der Kirchenvater Gregor von Nyssa: "Wir sind nicht wirklich begraben worden durch die Taufe; aber indem wir uns dem Wasser nähern, welches wie die Erde ein Element ist, verbergen wir uns darin, wie der Erlöser sich in der Erde verborgen hat". Und weiter führt Cyrill von Jerusalem aus: "Wie derjenige, der mit Nacht umgeben ist, nichts mehr sieht, wie hingegen einer, der vom Tageslicht umflossen ist, im Licht wandelt, so sahet auch ihr beim Untertauchen wie zur Nachtzeit nichts, beim Emportauchen aber hinwieder befandet ihr euch wie am Tage."

Gleich im Anschluß an die eigentliche Taufe wird der Täufling noch einmal gesalbt, diesmal mit Myron-Öl. Die orthodoxe Kirche sieht in dieser Salbung so etwas wie die Handauflegung, durch welche die Apostel den Getauften in Samaria den Heiligen Geist mitteilten. Wer getauft und gesalbt ist, ist ein vollwertiges Glied seiner Kirche und damit auch zum Abendmahl zugelassen. Wegen der Strenge der Fastenvorschriften für Erwachsene sind es vielerorts gerade die kleinen Kinder, die zum Abendmahl gebracht werden, um den Segen für alle ins Haus zu holen.

Erkennt die orthodoxe Kirche die in einer westlichen Kirche gespendete Taufe an? Im Prinzip ja, selbstverständlich: Die Orthodoxe Kirche erkennt die Taufe eines jeden Gliedes in einer christlichen Gemeinschaft als gültig und heilbringend an, wenn sie richtig im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes von einer Person, die an die Dreifaltigkeit glaubt, gespendet wurde.

In der Kirchengeschichte jedoch zeigt sich, dass immer wieder dann, wenn von westlichen Kirchen aggressive Mission unter orthodoxen Christen betrieben wurde, die Gültigkeit der westlichen Taufe in Frage gestellt wurde, und zwar mit der Begründung: Jedes Sakrament sei ja ein Sakrament der Kirche, und da es außerhalb der Orthodoxie keine wahre Kirche gebe, bewirke der Vollzug der Taufhandlung allein noch nicht das Zustandekommen einer heilbringen Taufe. Zum Glück wird diese Ansicht heute nur von kleinen, theologisch ungebildeten, aber manchmal ebenfalls recht aggressiven Randgruppen vertreten. Das Patriarchat von Konstantinopel dagegen gehört zu den großen Förderern der ökumenischen Bewegung in Treue zur Predigt des Kirchenvaters Johannes Chrysostomos: "Nicht der Mensch bewirkt, was sich (in der Taufhandlung) vollzieht, sondern die Gnade des Heiligen Geistes."

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