Rhodos Journal


Nonnen und Mönche

Die Orthodoxe Kirche ist nicht denkbar ohne ihre Klöster. Zwar gibt es in der Zahl der Mönche und Nonnen große Schwankungen, wellenförmig zumeist, aber auch bei geringer Zahl bleiben die Klöster so etwas wie Orientierungspunkte für das Geistliche Leben der Gläubigen. Selbst wer wenig vom Klosterleben weiß, spürt doch oft, daß Klöster ganz besondere Orte sind, Orte der Stille, die einladen, die etwas ausstrahlen und Kraft geben.

Schon in der frühen Christenheit gab es einzelne Gläubige und kleine Gruppen, die sich in die Wüste oder ähnlich unwirtliche Orte zurückzogen, um ganz dem Gebet und der Buße zu leben. Bald zeigte sich die Notwendigkeit einer gemeinsamen Regel, die das Zusammenleben ordnete: Die Regel des hl. Basilios von Caesarea ist bis auf den heutigen Tag die Grundordnung des orthodoxen Klosterlebens.

"Betet ohne Unterlass", schrieb einst der Apostel Paulus an die Thessalonicher (1.Thess. 5,17). Doch wie soll das möglich sein, wenn wir Menschen in unserem Alltag durch so viele Pflichten in Anspruch genommen werden? Schon seit alter Zeit wird in den Klöstern das "Herzensgebet" oder "Jesusgebet" geübt: "Herr Jesus, Sohn Gottes, erbarme dich über mich Sünder!" Dieser eine Satz wird wieder und wieder gesprochen, er verbindet sich allmählich mit Herzschlag und Atem, und bleibt auch dann im Menschen gegenwärtig, dessen Hände Kartoffeln schälen oder den Fußboden scheuern. Das in Taizé immer wieder gesungene Gebet: "O Christe, Domine Jesus", "O Christus, Herr Jesus", ist eine noch kürzere Form dieses Herzensgebetes, das viele junge Menschen dort in sich aufnehmen. Klöster können zu Schulen des Gebetes werden für suchende Menschen.

Orthodoxe Gläubige bitten Mönche und Nonnen um Fürbitte: nicht etwa, weil sie meinen, das Gebet eines einfachen Christen sei weniger Wert als das Gebet von Ordensleuten. Es tut einfach gut zu wissen, daß ein großer Chor von Betern, ein Anliegen mitträgt. Das macht es vielleicht auch leichter, es hinzunehmen, dass Gott die Bitten erhört gemäß Seinem und nicht unserem Willen.

Klöster sind Orte der Seelsorge: Menschen suchen das Gespräch mit Mönchen und Nonnen und erleben, dass diese gar nicht so weltfremd sind, gerade weil sich ihnen so viele Menschen mit ihren Fragen und Sorgen anvertrauen. Manchmal kann das ein ganz spontanes Gespräch sein, in der Kirche, auf dem Hof, selbst im Klosterladen. Darüber hinaus aber kommen Menschen ausdrücklich ins Kloster mit der Bitte um seelsorgliche Begleitung: Sie erwarten, dort einen Menschen zu treffen, der sich Zeit für sie nimmt, der Erfahrung hat und Weisung geben kann.

Der Mönchsvater Basilios empfiehlt den Mönchen und Klosterschwestern ein gemeinsames Leben: Demut, Geduld und Rücksichtnahme aufeinander werden so Tag für Tag geübt. Jeder Bruder, jede Schwester soll alle Regungen seines, ihres Herzens seinem geistlichen Begleiter offenlegen und um Weisung und Korrektur bitten. Erst diese beständige Begleitung des eigenen Weges befähigt Brüder und Schwestern, anderen seelsorgliche Begleitung anzubieten. Manchmal entsteht auf diese Weise eine tiefe, langjährige Beziehung. Auch als Beichtväter werden Mönche sehr geschätzt: Es ist leichter, sich gegenüber einem Priester im Kloster ganz zu öffnen als gegenüber dem eigenen Pfarrer, den man tagtäglich auf der Straße trifft.

Der Sinn des mönchischen Lebens, schreibt der heilige Basilios, bestehe darin, den Willen Gottes zu verwirklichen. Dem Abt soll jeder demütig gehorchen, der Abt hingegen soll auf nichts anderes aus sein, als seinen Brüdern zu dienen. "Wir haben uns ein und dasselbe Ziel gesetzt, und zwar der Frömmigkeit gemäß zu leben. Wir haben uns hier im Namen unseres Herrn Christus versammelt: ihr, um manches über die Erlösung zu lernen; ich, um Tag und Nacht die Gebote des Herrn zu predigen" (so der hl. Basilios in der Vorrede zu den Großen Regeln).

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