Rhodos Journal


Der Anfang

Die Geschichte einer Liebe zu Land und Leuten
Teil 2

Geschichten über die Jahre

Im nächsten Jahr mußte ich natürlich meiner neuen Freundin Irmi (jetzt meine Frau) Rhodos zeigen. Auch sie war von Anfang an begeistert, was sich allerdings im Laufe der nächsten Jahre ändern sollte - aber dazu später -.

Im zweiten Jahr sind wir glaube ich in der gleichen Besetzung plus meiner Frau geflogen, als im ersten Jahr. Gewohnt haben wir wie im Folgejahr auch im „Stella“ in der kleinen Pension in Rhodos Stadt. Zu diesen beiden Jahren fällt mir prägnant eigentlich nichts ein außer, daß unser Freundes- und Bekanntenkreis auf Rhodos immer größer wurde und der Blödsinn, den wir machten, genau so viel war wie im ersten Jahr.


Es muß im vierten Jahr gewesen sein, als wir uns mit 6 Personen ein Ferienhaus in Faliraki gemietet haben. Dieses Haus habe ich in den letzten Jahren immer gesucht aber nie wieder gefunden. Ich könnte heute nicht einmal mehr sagen, wo es war, so stark hat sich die Gegend mit ihren neuen Straßen und diesen „wunderbaren“ Geschäften verändert. Das einzige was ich noch weiß, es war zwischen dem „Lido“ und Tsambikos.

Strand in den Achtzigern
Der Strand in den Achtzigern bei Tsambikos
noch ohne Liegestühle und nicht jedes Jahr neu mit Sand aufgefüllt

In diesem Sommer fuhren wir, da 6 Personen terminmäßig unter einen zu Hut bringen waren, im August. Das Haus hatten wir natürlich wieder privat gebucht. Wie, und über wen weiß ich nicht mehr. Es entsprach voll unseren Erwartungen. Zwar einfach, aber mit 3 Schlafzimmern, einem kleinen Salon, einer großen Wohnküche einem Bad und großer Terrasse mit Garten. Daß auch hier nur eine Sandstraße hinführte, brauche ich nicht mehr zu erwähnen. Daß wir auch hier mit 6 Personen, mittlerweile 2 Leihwägen hatten, versteht sich von selbst. Einen Leihwagen hatten und haben wir übrigens immer gehabt, auch wenn am Anfang das Geld knapp war. Der Freundeskreis, der sich auf die ganze nördliche Inselhälfte erstreckt(e) erfordert(e) es. Und unsere Bequemlichkeit ebenfalls.


Abends fuhren wir nicht mehr in das „Mike’s Pub“, sondern in das „Bananas“ in der Griva Straße in Rhodos. Mike unser Freund hatte die Disco aufgegeben und dieses Lokal aufgemacht. Discos gab es mittlerweile mehrere und das Geschäft ging scheinbar nicht mehr so gut. Das kennt man ja auch von Deutschland. Mal ist der eine Schuppen in, in ein paar Monaten oder Jahren der andere. Für Mike und sein Geschäft war auf jeden Fall wichtig, daß ihm auch seine rhodischen Freunde in die neuen Lokalitäten folgten. Das machen sie übrigens bis heute noch. Vielleicht hat das den Grund, daß wir noch nie irgend jemand schlecht über unseren Freund reden haben hören. In 20 Jahren ist das schon erstaunlich.

Wie gesagt es war August und furchtbar heiß. Klimaanlagen waren damals noch Luxus und noch nicht einmal in den großen Hotels verbreitet. Heute man kennt es ja, beschweren sich die Leute schon, wenn diese einmal ein paar Stunden ausfällt. Um nachts halbwegs schlafen zu können, haben wir abends das Dach mit Wasser abgespritzt. Wir bildeten uns ein, es hilft etwas.


Was mir an diesem Haus noch prägnant in Erinnerung geblieben ist, war die Kakerlakenplage. Ob im Bad, in der Küche oder auch im Schlafzimmer, sie waren überall. Da allen anderen, mir natürlich auch, aber ich hatte mich damit abgefunden, furchtbar gegraust hat, wurde ich zum Kakerlakenjäger erklärt. Für jedes erlegte Exemplar bekam ich 100 DRS. Bewaffnet war ich meist mit einem Turnschuh. Mit einer normalen Fliegenklatsche wurde man diesen widerstandsfähigen Biestern nicht her. Ich erinnere mich noch gut, wir waren nachts alle noch auf der Terrasse, meine Frau war allerdings schon zu Bett, als ein furchtbarer Schrei aus unserem Schlafzimmer kam. Meine Frau dachte, es kitzelt sie eine Fliege auf ihrem Schenkel und schlug drauf. Sie hatte allerdings die ganze Hand voll, es war ein Kakerlake. Die Teile begrüßten uns am Morgen vom Nachtkästchen aus, sie waren einfach überall. Im Laufe der Jahre hatten wir in den verschiedensten Unterkünften immer wieder mal mehr mal weniger mit ihnen zu kämpfen. In den letzten Jahren ist die Plage aber stark zurückgegangen. In unserem jetzigen Haus haben wir bis dato noch keinen einzigen gesehen.


In diesem Urlaub bahnte sich auch eine Beziehung zwischen einer unserer Mitreisenden aus München und Michailis an. Michailis bis heute ein Enfanterible, quartierte sich daraufhin gleich in einem Schuppen neben unserem Haus ein. Er war immer da, beim Frühstück, zum Abendessen ... Die anderen störte das nicht. Meiner Frau und mir ging es aber irgendwann auf die Nerven, den ganzen Urlaub jemanden mit durch zufüttern. Die nächsten Jahre kühlte deshalb die Beziehung zu Michails etwas ab. Heute sind wir wieder die besten Freunde. Auch die Beziehung zwischen unserer Bekannten und Michalis ist längst zu Ende. Zwar besuchte er sie und auch uns damals des öfteren in München, aber das Leben geht eben weiter.


Im Zusammenhang mit dem Lokal „Bananas“ fällt mir noch eine Geschichte ein, die die damalige Einkaufslage etwas wiederspiegelt. Mike betrieb das „Bananas“ rein als Bar, obwohl im zweiten Stock eine für ein Restaurant komplett eingerichtete Küche war. Irgend jemand kam, es war glaube ich einer der in Deutschland aufgewachsenen Griechen, auf die Idee wir könnten doch mal für die ganze Clique ein deutsches, falls es so etwas überhaupt gibt, Gulasch machen und das im „Bananas“ kochen.

Der Koch in der Familie war und bin ich, also bin ich mit einem Freund aus unserer Münchener Clique der ebenfalls gern und gut kocht mit Mike losgezogen, um die Zutaten zu besorgen. Das erste Problem war das Fleisch. Metzgereigeschäfte, wie man sie aus Deutschland kannte gab es noch nicht. In den Gegenden, wo wir uns bewegten, hatte ich noch nie eine Metzgerei gesehen. Wir gingen mit Mike also zum Mandraki auf den Markt. In diesem Rondell beim Mandraki war damals noch wirklich Markt mit „Metzgereien“, Fischändlern, Gemüse ... Heute besteht der „Markt“ zu 90 % aus Andenkenläden und Touristenrestaurants.

Mike führte zu einem Metzger, dessen Geschäft, wie alle anderen übrigens auch nur aus einem kleinen Raum, der einen Kühlraum mit einen Hackstock davor beinhaltete. Mit Händen und Füßen erklären wir dem Metzger, daß wir Rindfleisch von der Schulter wollten. Mike kann zwar perfekt deutsch, aber vom kochen hat(te) er keine Ahnung und konnte uns deshalb auch nicht helfen. Der Metzger verstand aber was wir wollten und wir bekamen ein paar Kilo wunderbare Rinderschulter. Als er merkte, woher wir kommen, sagte er uns stolz, daß dieses Fleisch vom Schlachthof in München kommt. Wieder so eine Erfahrung, die mich damals doch etwas ratlos machte. Dieser Metzger, er heiß übrigens auch Mike wurde im Laufe der Jahre auch einer unserer besten Freunde.

So nebenbei – viele die Michailis heißen nannten sich damals Mike. Für uns war es ganz gut, da wir sie auseinanderhalten konnten. Es gibt also den „Mike“, den „Michailis“ und aus dem Metzger ist dann der „Metzger Mike“ geworden. Mittlerweile sagen das schon die Griechen zu ihm, wenn wir von ihm sprechen.

Kochen im Bananas
Das bayerisch-griechische Gulasch entsteht
Kochen im Bananas
Reicht der Topf?
Kochen im Bananas
Es scheint zu schmecken

Wieder zum Gulasch. Ein Gulasch besteht nicht nur aus Fleisch und Zwiebeln, sondern wie wir es in Bayern kochen, wird es u. a. auch noch mit süßem Paprika und Kümmel gewürzt. Das aufzutreiben war allerdings nicht möglich. Wir klapperten in der Neustadt sämtliche Geschäfte ab. Das einzige was wir bekamen, war Kreuzkümmel. Daß dieser ganz anders als normaler Kümmel schmeckt, werden die Köchinnen und Köche wissen. Improvisation war angesagt. Mein Freund und ich bekamen ein gutes Gulasch in der „Großküche“ des „Bananas“ hin und alle aßen aus einem riesigen Topf an einem Stehtisch in der Bar.


Heute wäre das alles kein Problem mehr. Metzgereien, die unseren gleichen, mit Fleisch im Glastresen und Großmärkte wie „Trofo“, „Iper“, „Eurospar“ usw. gibt es genug. In diesen Supermärkten kann man von dem damals heiß gesuchten süßen Paprika bis zu deutschem Kaffee aller Marken mittlerweile alles kaufen.


Teil 3
- das erste Mal mit dem Auto nach Rhodos -
Die Hinfahrt



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